Christus
Christus ging zweimal an den Engeln vorbei. Er sank in Seiner Demütigung weit unter sie; Er erhob sich in Seiner Erhöhung weit über sie.
Wenn Christus das Leben und die Schönheit unserer sonnigen Tage ist, so ist Er der Bruder, der für unsere Not geboren ist; und Seine Liebe wird durch die dunkelste Wolke leuchten und sie zerschlagen. Nachdem Er einmal ein Leidender war, verkehrt Er mit Seinen leidenden Gliedern und weist uns an, unsere Prüfungen in eine gerechte Waage zu legen; unsere Trübsal leicht und zeitlich zu nennen (2. Korinther 4,17.18).1
Gänzlich auf Christus ruhen; gänzlich von den Werken des Fleisches ablassen - das ist das Geheimnis, in Ihm zu bleiben.
Wachsende Bekanntschaft mit Christus macht Ihn immer kostbarer für unsere Seelen. Wenn Christus irgendetwas weniger als unergründlich wäre, könnte Er uns nicht zufriedenstellen - könnte weder das Herz erfüllen noch dem Gewissen Frieden geben.
Die Stärke der Liebe zeigt sich in großen Dingen; die Zärtlichkeit der Liebe in kleinen Dingen. Christus zeigte die Stärke Seiner Liebe am Kreuz, indem Er starb und den Fluch für uns trug; die Zärtlichkeit Seiner Liebe, als Er sagte: “Siehe, deine Mutter!”, “Kinder, habt ihr etwas zu essen?”, “Frau, warum weinst du?”
Es gab einen unermesslichen Unterschied zwischen dem Zustand Christi am Kreuz, als Er unter dem Schrecken des Richters sagte: “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?”, und als Er sagte: “Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist.”
“Seid so gesinnt, wie auch Jesus Christus gesinnt war” (Philipper 2,5)2. Er konnte nicht tiefer sinken als an Sein Kreuz: Wir können die Tiefen Seiner Demütigung ebensowenig ergründen wie die Herrlichkeit Seiner Gottheit begreifen. Seine Erhöhung entspricht Seinem Kreuz. Er kann nicht höher aufsteigen als zur Rechten Gottes, noch einen süßeren Ruheort von Seinen Leiden und Seiner Mühe finden als den Schoß des Vaters. Seine Ruhe und Erhöhung müssen wir teilen, da wir Miterben mit Christus sind; Er wird nicht zufrieden sein, bis Seine Glieder mit Ihm auf Seinem Thron sitzen. So lasst diese Gesinnung in uns herrschen, die in Christus Jesus herrschte (siehe Philipper 2,5-15)3; und da die demütige Gesinnung, die so schwer zu erlangen ist, der Ehrung durch Gott vorausgehen muss, lasst uns dankbar sein für alle Zucht Gottes, wie bitter sie auch sein mag, ohne die der Stolz sich nicht beugt und der eitle Mensch nicht zur Erkenntnis seiner selbst kommt.
Möge die Fülle Christi unsere erweiterten Herzen Tag für Tag erfüllen. Durch die Gemeinschaft mit Ihm wird die Seele immer aufnahmefähiger, und doch lässt uns die Bekanntschaft mit Ihm mehr und mehr unsere eigene Geringfügigkeit spüren.
Lasst es uns zur Gewohnheit machen, uns täglich im Verborgenen von Christus zu nähren; so sollen wir essen und trinken und den Leib des Herrn in der Versammlung zum Abendmahl des Herrn erkennen.
Wollen wir mit Liebe zu Christus erfüllt werden - lasst uns die Liebe Christi zu uns im Tod des Kreuzes betrachten.
Fußnoten
2. Korinther 4: 17 Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, 18 da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.↩︎
Philipper 2: 5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus ⟨war⟩↩︎
Philipper 2: 5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus ⟨war⟩, 6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 7 Aber er entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beugt, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekennt, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. 12 Daher, meine Geliebten – wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht nur in meiner Gegenwart, sondern jetzt ⟨noch⟩ viel mehr in meiner Abwesenheit –, bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! 13 Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken zu ⟨seinem⟩ Wohlgefallen. 14 Tut alles ohne Murren und Zweifel, 15 damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie ⟨Himmels⟩lichter in der Welt↩︎