Glaube

Wenn wir nur handeln, weil unser Weg frei von Schwierigkeiten ist, so ist das kein Glaube. Glaube baut auf Gottes Wort, ungeachtet der Schwierigkeiten; und im Glauben zu wandeln bringt Gott höchste Ehre; aber es ist eine Kreuzigung des Fleisches.

Um stark im Glauben zu sein, sind zwei Dinge notwendig: eine sehr geringe Wertschätzung unserer selbst und eine sehr hohe Wertschätzung Christi.

Die vornehmste Vortrefflichkeit des Glaubens ist, dass er uns in die Gemeinschaft mit Gott bringt. Abel - der erste, der in Hebräer 111 erwähnt wird - wird nicht wegen irgendeiner großen Tat in den Augen der Menschen gelobt, sondern weil er Gott auf annehmbare Weise anbetete. Nichtsdestotrotz gibt es keine Grenze für die Kraft des Glaubens, wenn wir Gott vertrauen, was auch immer zu tun ist.

Gott schützt die Schwachen im Glauben vor manchem Sturm, wodurch die Starken im Glauben geprüft werden müssen. (1. Mose 22)2

Wenn ein Mensch ein Haus oder ein Schiff baut, achtet er darauf, dass kein Balken überlastet wird; so überfordert Gott niemals unseren Glauben, sondern bringt Trost, da er unser Wesen kennt und uns nicht Kummer auf Kummer leiden lässt, gemäß Phil. 2,27.3

Durch Vernachlässigung Gottes und das Vergessen seines Wortes und seiner Verheißung kann unser Geist für die eindeutigsten Dinge verblendet werden. Isaak hätte, durch seinen Eigensinn und indem er zuließ, dass seine natürliche Parteilichkeit ihn blendete, die Absichten Gottes bezüglich Jakob als bedeutungslos beiseitegeschoben. Wenn unser Glaube besonders stark ist, müssen wir uns umso mehr vor Unglauben in Acht nehmen (vergleiche 1. Samuel 26,5 ff.4 mit 27,15). Denn wie das Fleisch durch Sünde einen großen Anlass zur Versuchung findet, so auch durch Gnade; und jeder, der dieses nützliche Buch, sein eigenes Herz, gründlich studiert, muss das erkennen.

Bald nachdem Abraham Gott sehr vertraut hatte, verleugnete er durch Unglauben seine Frau. Moses, der sanftmütigste Mensch, redete unüberlegt mit seinen Lippen. David, der demütige, vergebende Mann, wurde durch die Worte Nabals zu stolzem Zorn bewegt.

Glaube, der immer gemäß dem Sinn Christi handelt, lässt sich zu keiner unwürdigen List verleiten, um sich aus der Not zu befreien, und überlässt die Folgen ganz Gott.

Ein wenig Zunahme des Glaubens bewirkt große Veränderungen des Urteils in uns und bringt die sonst verborgenen Reichtümer der Gnade und Weisheit Gottes hervor: Er entfacht seine Macht, Wunder für uns zu tun, indem er das Meer teilt, wenn dessen Wellen tosen.

Hebr. 11,24.6 - Moses’ erster großer Schritt des Glaubens war die Weigerung, sich als Sohn der Tochter des Pharao bezeichnen zu lassen. Doch Moses irrte sich um vierzig Jahre in der Zeit für die Befreiung Israels. Er war zu voreilig; richtig im Hinblick auf den Zweck, nicht im Hinblick auf die Zeit. Er war nicht damit zufrieden, nur den Willen Gottes zu tun; er wollte sogleich etwas Großes vollbringen. Nachdem er das Haus des Pharao verlassen hatte, hätte er Gott um weitere Führung bitten sollen. Wir brauchen Führung Schritt für Schritt. “Ich (spricht der Herr) lehrte Ephraim gehen und nahm sie an ihren Armen” (Hos. 11:3)7.

Der Glaube blickt direkt auf das Gebot, um es zu befolgen, und nimmt die Verheißung zu seiner Unterstützung. Er drängt seinen Weg voran, ungeachtet der Gefahren. Moses muss “vorwärtsgehen”, obwohl der nächste Schritt das Volk ins Meer führt. Was auch immer uns die äußeren Umstände sagen mögen, es ist durch das Vorwärtsgehen auf dem schmalen Weg des Gehorsams, dass wir die Wahrheit der Verheißungen und die Treue, die Weisheit und die Macht unseres verheißungsgebenden Gottes beweisen.

Wir dürfen uns nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen, sondern müssen uns von Verheißungen tragen lassen. Als Jakob den Rock Josephs sah, der ihm gebracht worden war, hätte er sagen sollen: “Ich sehe den Rock, der mit Blut bedeckt ist; ich höre den Bericht vom Tod Josephs; aber, Herr, ich glaube deinem Wort - deinen Verheißungen bezüglich der Größe und Herrlichkeit meines Sohnes: Was du gesprochen hast, wirst du vollbringen.”

Es ist ein großer Beweis für die Stärke und Festigkeit des Glaubens, wenn wir, eifrig darauf bedacht, Gott zu gefallen, über unseren bloßen Gehorsam gegenüber Gott selbst hinauswachsen.

Gnade macht Opfer leicht, weil sie geradewegs auf Jesus blickt.

Unglaube erzeugt alle Arten von Übeln; Glaube verhindert und heilt sie.

Wollten sich die Heiligen Gottes doch an diesem Maßstab prüfen: “Wie viel glaube ich?”, anstatt “Wie viel weiß ich?”

Wir gefallen Gott, indem wir ihm vertrauen; seiner Gnade, seiner Liebe, seiner Weisheit vertrauen; ohne Einschränkung vertrauen: aber nur nach und nach kommen wir dazu, unsere eigene Weisheit für Torheit und Gottes Weisheit für wahre Weisheit - unendliche Weisheit - zu halten; dann sind wir in der Lage, uns ihm uneingeschränkt hinzugeben.

Glaube arbeitet und hält durch, trotz aller Anscheinlichkeiten und inmitten aller Schwierigkeiten.

Lasst uns lieber im Glauben auf Christus zur Rechten Gottes blicken als auf den Berg der Schwierigkeiten vor unseren Augen.

Eine der besten Antworten auf das Gebet ist, im Gebet verharren zu können. (Vgl. Matthäus. 15,21-28.)8

Der Glaube schreit unablässig zu Gott um seine eigene Vermehrung.

Alles, was im Bereich der Verheißungen Gottes liegt, liegt im Bereich des Glaubens.

Lasst den Glauben die Herzenssünden auf Christus legen, und es wird keine Schandflecken auf der Haut geben.

Der Glaube erwartet Gott; aber er wartet auch auf Gott. Jakob (in Gen. 32,10-13)9 erwartete in Bezug auf seinen Bruder Esau Gott; aber er wartete nicht auf Gott. Hätte er das getan, hätte er sich nicht siebenmal vor seinem Bruder verbeugt (33,3)10: Esau hätte sich vor ihm verbeugen müssen (27,29)11.

Gott hat Freude daran, den Glauben dazu zu bringen, das zu tun, was das Fleisch für unmöglich erklärt. O, wie kostbar ist doch der entschlossene Glaube, der unter allen Umständen mit Gott wandelt, gegen die Mächte der Finsternis kämpft und sich nicht vor dem Haman der bösen Gewohnheiten oder bösen Prinzipien verbeugt!

Wir können keine Verlierer sein, wenn wir Gott vertrauen, denn er wird durch den Glauben geehrt, und am meisten geehrt, wenn der Glaube Seine Liebe und Wahrheit hinter einer dicken Wolke seiner Wege und Vorsehung erkennt. Glücklich sind diejenigen, die so geprüft werden! So spricht der Herr: “Achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet” (Jakobus 2,3)12. Lasst uns nur frei sein von Unglauben und einem schlechten Gewissen, und wir werden uns im Felsen und Zelt des Herrn verbergen, beschützt unter den Flügeln ewiger Liebe, bis alle Not vorüber ist.

Der Glaube kann die Prüfung von Tod und Begräbnis bestehen und kann unter allen Umständen Loblieder auf Gott singen.

Ein standhafter Vorsatz, Gott zu vertrauen, wenn Er dem Unglauben entgegenstehend scheint, die Verheißung zu brechen, deutet auf ein Wachstum im Glauben hin. “Ob er mich schon tötet, so will ich ihm doch vertrauen” (Hiob 13,15)13.

Gott ermutigt oft die Schwachen im Glauben, indem er Gebete schnell erhört; aber die Starken im Glauben werden durch Gottes Verzögerungen geprüft.

Das Gebet des Eigenwillens mag seine Antwort erhalten, wie bei den Israeliten: “Er gab ihnen, was sie begehrten, sandte aber Dürre in ihre Seele” (Ps. 106,15)14.

Der Glaube ist das gute Seil, das, gedehnt und angespannt, im Sturm nicht reißt.

Die Prüfung demütigt die Seele und befähigt sie, den gereiften Segen zu tragen und einen vollen Becher mit ruhiger Hand zu halten. Der Glaube ist nicht entmutigt, sondern hält in Geduld aus und erwartet den verheißenen Segen zur rechten Zeit.

Was ist die Speise und Nahrung des Glaubens? “Mein Fleisch ist wahrhaftige Speise, und mein Blut ist wahrhaftiger Trank” (Johannes 6,55)15.

Gott beim Wort zu nehmen, ist die Aufgabe des Glaubens.

Der Glaube kann niemals den Lohn des Durchhaltens verfehlen: Der Herr hat Freude an ausdauerndem Glauben.

Lasst uns in der Prüfung des Glaubens auf unseren Geist achten, dass wir Gott ohne Einschränkung vertrauen. Die Ruhe der Seele in ihm ist seine Freude; und er wird sie ehren. Jahwe thront als König über den Fluten, und der Glaube sitzt mit ihm.

Fußnoten

  1. Hebräer 11: 4 Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain, durch welchen ⟨Glauben⟩ er das Zeugnis erhielt, gerecht zu sein, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen ⟨Glauben⟩ redet er noch, obgleich er gestorben ist.↩︎

  2. 1. Mose 22: 1 Und es geschah nach diesen Dingen, da stellte Gott den Abraham auf die Probe. Und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! 2 Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn dort als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir nennen werde!↩︎

  3. Philipper 2: 27 Denn er war auch krank, dem Tod nahe; aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht aber nur über ihn, sondern auch über mich, damit ich nicht Traurigkeit auf Traurigkeit hätte.↩︎

  4. 1. Samuel 26: 5 Und David machte sich auf und kam an den Ort, wo Saul ein Lager aufgeschlagen hatte. Und David sah den Platz, wo Saul sich ⟨zum Schlafen⟩ niedergelegt hatte mit Abner, dem Sohn des Ner, seinem Heerobersten. Saul lag im innersten Lagerring, und das Volk lagerte sich um ihn her. 6 Und David hob an und sagte zu Ahimelech, dem Hetiter, und zu Abischai, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs: Wer will mit mir zu Saul ins Lager hinabgehen? Und Abischai antwortete: Ich gehe mit dir hinab. 7 Und David und Abischai kamen zu den Leuten in der Nacht. Und siehe, Saul lag schlafend im ⟨innersten⟩ Lagerring, und sein Speer war an seinem Kopfende in die Erde gesteckt. Und Abner und das Volk lagen um ihn her. 8 Und Abischai sagte zu David: Heute hat Gott deinen Feind in deine Hand ausgeliefert. Nun lass mich ihn doch mit dem Speer an den Boden spießen, einmal nur! Ein zweites Mal werde ich es ihm nicht antun ⟨müssen⟩. 9 Aber David entgegnete Abischai: Bring ihn nicht um! Denn wer könnte seine Hand gegen den Gesalbten des HERRN ausstrecken und ungestraft bleiben?↩︎

  5. 1. Samuel 27: 1 Und David dachte in seinem Herzen: Nun werde ich doch eines Tages durch die Hand Sauls umkommen! Es gibt nichts Besseres für mich, als eiligst in das Land der Philister zu entrinnen. Dann wird Saul von mir ablassen, mich weiter im ganzen Gebiet Israels zu suchen. Und ich werde seiner Hand entrinnen.↩︎

  6. Hebräer 11: 24 Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen↩︎

  7. Hosea 11: 3 Und ich, ich lehrte Ephraim laufen – ich nahm sie ⟨immer wieder⟩ auf meine Arme –, aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte.↩︎

  8. Matthäus 15: 21 Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; 22 und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. 23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie! Denn sie schreit hinter uns her. 24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 25 Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Er antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen. 27 Sie aber sprach: Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.↩︎

  9. 1. Mose 32: 10 Und Jakob sprach: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, HERR, der du zu mir geredet hast: »Kehre zurück in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, und ich will dir Gutes tun!« 11 Ich bin zu gering für alle Gnadenerweise und all die Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast; denn mit meinem Stab bin ich über diesen Jordan gegangen, und nun bin ich zu zwei Lagern geworden. 12 Rette mich doch vor der Hand meines Bruders, vor der Hand Esaus – denn ich fürchte ihn –, dass er nicht etwa kommt und mich schlägt, die Mutter samt den Kindern! 13 Du hast doch selbst gesagt: Gutes, ja Gutes will ich dir tun und deine Nachkommenschaft ⟨zahlreich⟩ machen wie den Sand des Meeres, den man vor Menge nicht zählen kann.↩︎

  10. 1. Mose 33: 3 Er selbst aber ging vor ihnen her und warf sich siebenmal zur Erde nieder, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war.↩︎

  11. 1. Mose 27: 29 Völker sollen dir dienen und Völkerschaften sich vor dir niederbeugen! Sei Herr über deine Brüder, und vor dir sollen sich niederbeugen die Söhne deiner Mutter! Die dir fluchen, seien verflucht, und die dich segnen, seien gesegnet!↩︎

  12. Jakobus 1: 2 Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet↩︎

  13. Hiob 13: 15 Siehe, er wird mich töten, ich will auf ihn warten, nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht rechtfertigen↩︎

  14. Psalm 106: 15 Da erfüllte er ihnen ihre Bitte, und er sandte Schwindsucht in ihre Seele.↩︎

  15. Johannes 6: 55 denn mein Fleisch ist wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank.↩︎